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Arbeitszeugnisse für Führungskräfte

Als Michael Muster vor Kurzem seinen Sessel in einem mittelständischen Unternehmen räumte, dankten ihm die Gesellschafter „für seinen hohen persönlichen Einsatz“ und beschieden dem Ex-Manager „herausragende Leistungen bei der Sanierung, Restrukturierung und Professionalisierung“ des Unternehmens. Das Unternehmen habe sich unter seiner Leitung „äußerst positiv“ entwickelt. So jedenfalls steht es in Musters zweiseitigem Arbeitszeugnis, das, zieht man den Weißraum einmal ab, auch locker auf eine Seite gepasst hätte.

Arbeitszeugnisse klingen immer irgendwie positiv, weil schon die Gewerbeordnung (§ 109 GewO) vorschreibt, dass das Testat zwar wahr, aber auch „wohlwollend“ gehalten sein muss. Gerade bei Arbeitszeugnissen von Führungskräften sind eine Menge formaler und inhaltlicher Aspekte zu beachten. Diese Zeugnisse behandeln Fachkenntnisse, Verhalten und Führungsqualitäten eines Managers – es gibt eine Menge „Gelegenheiten“ Fehler zu machen.

Im Folgenden ein paar ausgewählte Beispiele, die sich immer wieder als „Fehlerquellen“ herausstellen und damit im besten Fall zu Nachfragen oder aber zu Ablehnung und somit Absage führen: Die Einschätzung der strategischen und unternehmerischen Kompetenz. Fehlt sie, legt das den Verdacht nahe, dass der Manager weder ein wichtiger Impulsgeber, noch sonderlich innovativ war. Ist eine Leistungs- bzw. Ergebnissteigerung erkennbar? Die Beschreibung des Führungsverhaltens, insbesondere substanzielle Aussagen über das Verhältnis zu den Kollegen in der Geschäftsleitung und den Mitarbeitern sollten enthalten sein. Andernfalls kann das auf eingeschränkte Sozialkompetenz hindeuten. Eine nachvollziehbare Begründung für die berufliche Veränderung. Das kann ein Wechsel der Eigentümerstrukturen sein, ein freiwilliges Ausscheiden wegen neuer Herausforderungen, aber auch geteilte Ansichten über die strategische Ausrichtung des Unternehmens. Alles ohne Begründung klingt dagegen nach: „Wir mussten die Lusche feuern.“

 

Scheinbare Nebensächlichkeiten

Es ist aber auch ein Augenmerk zu richten auf scheinbare Nebensächlichkeiten. Etwa auf die Frage, ob das Zeugnis auf offiziellem Firmenpapier gedruckt wurde oder etwa mit dem privaten Briefkopf des Unternehmers oder – soweit vorhanden – des Beiratsvorsitzenden. Letzteres ist ein starkes Indiz für eine gute Beziehung und dafür, dass der oder die Gesellschafter voll hinter dem Zeugnis steht bzw. stehen. Dasselbe gilt für den Subtext der dargestellten Leistungen des Managers: Finden sich im Zeugnis ausschließlich neutrale Floskeln? Oder bemüht sich der Aussteller darum, ein paar persönliche Worte anzufügen, in denen er etwa die Zusammenarbeit ausdrücklich wertschätzt, sich für Referenzanfragen zur Verfügung stellt und betont, den scheidenden Manager jederzeit wieder einzustellen? Je weniger Persönliches in dem Zeugnis steht, desto schlechter ist dies zu bewerten. In ein außergewöhnlich gutes Zeugnis eines Geschäftsführers gehört auch noch der Hinweis, dass dieser stets das volle Vertrauen des oder der Unternehmensinhaber bzw. des Beirates genossen habe. Unterschrieben werden muss das Zeugnis dann bei Geschäftsführern vom Gesellschafter oder dessen Vertreter.

Wegen eines guten Zeugnisses bekommt keiner einen Job, aber wegen eines schlechten wird er manchmal gar nicht erst eingeladen. Je hochkarätiger die Besetzung, desto gründlicher wird gesiebt. Und je höher die Qualifikation des Bewerbers, desto entscheidender ist seine Reputation und damit das, was ihm seine Ex-Vorgesetzten bzw. ehemaligen Unternehmer nachsagen. Oder er sich selbst. Denn auch wenn viele Zeugnisse selbst geschrieben sind, aufschlussreich sind die Testate allemal. Insbesondere wenn das Arbeitszeugnis an den entscheidenden Stellen Lücken aufweist oder gar nur durchschnittlich ausfällt, fragt man sich schon, wie kompetent wohl jemand ein Unternehmen führt, der sich nicht einmal eine Siegeshymne schreiben kann.

Wenn Sie ein ausführliches Gutachten über ein vorliegendes Arbeitszeugnis und/oder Beratung bei der Formulierung wünschen, so können Sie im Rahmen des agentureigenen Zeugnisservice Unterstützung erhalten.