Neue Berufe durch E-Commerce
Studien zufolge steht die Wirtschaft durch neue Informationstechnologien vor einem Strukturwandel, der so einschneidend sein wird wie die Industrielle Revolution des 19. Jahrhunderts. Durch die Datenvernetzung, 3D-Druck und Online-Handel sind uns heute bekannte Arbeitsplätze und Berufsbilder gefährdet oder schon bald hinfällig. Dazu zählen Bankberater, Jobs in Versicherungen und nicht zuletzt Jobs im Einzelhandel. In den nächsten Jahren werden weiterhin viele Berufe des produzierenden Gewerbes verschwinden.
Analysten meinen, dass infolge der IT-gestützten Automatisierung Wissen entwertet wird und mehr Arbeitsstellen verloren gehen, als neu entstehen. McKinsey erwartet, dass vor allem der Vertrieb und auch die Verwaltung revolutioniert werden. Der Bedarf an Schnittstellen zwischen digitaler und realer Welt steigt – daraus resultieren aus den vergangenen fünf Jahren bereits einige neue Berufsbilder.
Der “Infrastrukturmanager“ ist heutzutage beispielsweise für die Gesamtheit aller analogen und vieler digitaler Prozesse sowie Strukturen in einem Unternehmen zuständig – er versucht diese miteinander zu verknüpfen und zu verbessern. Im Bereich des Marketings hat sich die Bezeichnung des “SEM-Managers“ in den letzten Jahren verankert: Dieser optimiert das Suchmaschinenmarketing und versucht durch gezielte SEO- sowie SEA-Kampagnen die Webpräsenz des Unternehmens in den Suchergebnissen von Online-Suchmaschinen zu erhöhen.
Zukünftig werden zudem viele unternehmenseigene Daten und Prozesse gesamtheitlich in einer „Cloud“ abgebildet sein. Für die Konzeption eines solchen Gebildes benötigen Unternehmen in Zukunft daher „Cloud-Architekten“, die sich um die Entwicklung, Umsetzung und den fortlaufenden Ausbau sowie die Pflege der Cloud kümmern. Der „Security Manager“ beschäftigt sich beispielsweise mit der Planung sowie Konzeption der unternehmensinternen IT-Sicherheitsarchitektur. Durch die Schaffung digitaler Systeme, die Gefahr von Hacker-Angriffen sowie den Umgang mit sensiblen Daten wird seine Tätigkeit fortlaufend bestehen.
In den letzten Jahren haben sich die Umsätze im Online-Handel vervielfacht. E-Commerce ist – das müssen wir zur Kenntnis nehmen – ob wir wollen oder nicht – mittlerweile ein fester Bestandteil der Handelslandschaft. Dies hat zur Folge, dass neue Qualifikationsanforderungen und neue Berufsbilder entstehen. Darauf muss auch der Ausbildungsmarkt reagieren und neue, speziell an den E-Commerce angepasste Ausbildungsplätze und Weiterbildungsmöglichkeiten schaffen.
Vor allem IT-Kenntnisse und eine hohe Medienkompetenz sind im E-Commerce und dem Cross-Channel-Handel gefragt, werden aber bisher in der kaufmännischen Ausbildung nur minimal vermittelt. Notwendig sind Kenntnisse wie zum Beispiel die Pflege des Web-Shops über Content Management Systeme, Käuferdatenanalyse über Analyse-Tools, Kenntnisse derverschiedenen E-Payment Methoden und der rechtlichen Grundlagen des Online-Handels sowie Sensibilität beim Thema Datensicherheit.
Auch der Handelsverband Deutschland (HDE) fordert in seiner digitalen Agenda, die zusätzlichen IT-Qualifikationen in die kaufmännische Ausbildung zu integrieren. Ab sofort können Unternehmen nach dem Berufsbild „E-Commerce-Kaufmann/-frau“ ausbilden, so teilt der Bundesverband E-Commerce und Versandhandel Deutschland (BVEH) mit. Mit dem Berufsschuljahr 2018/2019 sollen jetzt Auszubildende gezielt für die Tätigkeit im wachstumsstarken digitalen Handel qualifiziert werden können.
Lehrinhalte sind hier zudem Wissen zum Thema Distribution (also Warenfluss, Umschlag, Transport, Retoure) – in dem für E-Commerce-Geschäftsmodelle typischen Rahmen. Dazu gehören auch Themen wie Dropship-/Streckengeschäfts-Modelle oder wie die Organisation von verschiedenen Lieferorten. Die digitale Revolution zeigt sogar Wirkung auf der Chefetage. Immer mehr Unternehmen setzen auf einen Chief Digital Officer, den sogenannten CDO. Der “Chief Digital Officer“ ist strategisch ausgerichtet und gibt die Gesamtheit aller Leitlinien für den digitalen Wandel vor.