Ist beruflicher Erfolg planbar?
In der Betriebswirtschaftslehre wird als zentrales Thema in der Absatzwirtschaft der Produktlebenszyklus beschrieben. Hierzu zählen einerseits die Entwicklung neuer sowie die Weiterentwicklung schon vorhandener Produkte.
Im auf die Personalwirtschaft übertragenen Sinne könnte man analog von einem „Lebenszyklus Arbeit“ sprechen. Die Einführungsphase eines Produkts entspräche dann der Phase der ersten Berufserfahrung, die Wachstumsphase der Phase des „Young Professionial“ und die Reifephase der Phase mit dem Prädikat „mit Berufserfahrung“.
Mit der Entwicklung von Produkten sind einzelne Tüftler oder ganze F+E-Abteilungen beschäftigt. Marketingspezialisten analysieren den Markt sowie die Anforderungen der potenziellen Käufer, und Vertriebsprofis verkaufen.
Wer aber plant im übertragenen Sinne die Anforderungen auf dem Arbeitsmarkt und die Qualifikationsprofile derjenigen, die in ihrem Beruf nach Erfolg streben oder „ganz einfach“ Karriere machen wollen? Kann man beruflichen Erfolg überhaupt planen?
Der Begriff Karriere ist für manche positiv, für andere negativ, für viele zwiespältig besetzt. Die Karriere oder berufliche Laufbahn ist die Entwicklung des Berufslebens eines Menschen. Nach Wikipedia wird der Begriff beruflicher Erfolg oder auch Karriere verbunden mit Veränderung der Qualifikation und Dienststellung sowie sozialem Aufstieg.
Niemand kann die berufliche Zukunft sicher vorhersagen. Wirtschaftliche und gesellschaftliche Rahmenbedingungen, andere Menschen und Zufälle bestimmen den Berufseinstieg und das berufliche Fortkommen. Doch jeder kann sich darauf vorbereiten und die Verantwortung dafür übernehmen, wie man mit diesen Einflussfaktoren umgehen will. Jeder kann sich darüber klar werden, welche Art der Karriere einem vorschwebt und diese bewusst vorbereiten, z.B. indem man sich darüber klar wird, welchen Stellenwert der Beruf für den eigenen Lebensentwurf hat, indem man herausfindet, in welchen Tätigkeiten, unter welchen Rahmenbedingungen und in welchem Umfeld man am liebsten arbeiten möchte.
Der Begriff Berufs- und Karriereplanung suggeriert, dass Karriere, wonach viele jungen Absolventen ja streben, planbar ist. Wenn dem so wäre, würden wahrscheinlich 80 Prozent aller Menschen ihre Karriere frühzeitig planen und dann nach acht oder zehn Jahren Positionen als Geschäftsführer, Vorstände, Partner Direktoren und ähnliche bekleiden. Nachdem die herkömmlichen Organisationsformen ähnlich einer Pyramide angeordnet sind, d.h. wenige lenken die Organisation und viele andere arbeiten an einem gemeinsamen Ziel, zumindest im Idealfall, stellt man schnell fest, dass nicht alle Karriere machen können.
Da stellt sich jetzt die Frage nach dem zeitgemäßen Verständnis des Wortes Karriere. Bisher wird dieses häufig nur als möglichst rasche Abfolge von hierarchischen Aufwärtsbewegungen innerhalb eines oder zwischen verschiedenen Unternehmen verstanden. Dieses Verständnis ist inzwischen überholt und viele Unternehmen fördern nun auch fachliche Karrieren. In Fachlaufbahnen übernehmen hochqualifizierte Wissensträger Verantwortung als Projektleiter.
Die Basis, auf der eine erfolgreiche Karriere aufbauen kann, lässt sich planen oder beeinflussen. Weiterhin kann man wesentliche Determinanten auf dem weiteren Weg so planen, dass einer Karriere nichts im Wege steht, aber vollständig planbar ist sie deshalb noch lange nicht.
Eine Voraussetzung ist eine gute Ausbildung. Diese beginnt mit der Wahl der weiterführenden Schule, mit guten Noten, sie geht weiter mit der Berufswahl bzw. der Wahl des Studienplatzes, mit der Aneignung der geeigneten Fremdsprachen, einem Auslandsaufenthalt, vielen Praktika bei interessanten potenziellen Arbeitgebern, dem richtigen Berufseinstieg, etc. Dazu benötigt man Willen, Ehrgeiz, Durchhaltevermögen und andere wichtige Eigenschaften – über die nicht jeder verfügt. Teilweise lassen sich diese durch Training oder Coaching aneignen.
Wer kann sich schon selbst optimal vermarkten, wer kennt die Bewerbungstrends heute oder weiß, wie man Bewerbungsgespräche souverän meistert und sich im neuen Unternehmen erfolgreich etabliert, oder sich nach einem ungeplanten Rausschmiss auf ein berufliches Comeback vorbereitet?
Hier beginnt der erste große Bruch den nicht wenige erleben und erleiden. Alle Weichen waren auf Karriere gestellt, aber im ersten Job merken viele, dass sie mit den an sie gestellten Anforderungen nicht fertig werden oder die erste Führungsverantwortung sie bereits überfordert. Diejenigen, welche diese erste Herausforderung bestehen, stellen fest, dass ihr Vorgesetzter einen anderen gleichgestellten Kollegen bevorzugt oder Sie bei der fälligen Beförderung übergeht. Dann hat die so schön geplante Karriere einen Kratzer und der vermeintlich geplante Verlauf erlebt einen (Start-) Abbruch. Beherrscht man aber auch das Manöver eines Durchstartens?
Es gibt eine große Anzahl unplanbarer Größen und Unbekannten. Karriereplanung lässt sich ganz gut mit dem Aufstieg auf den Mount Everest vergleichen. Die Route lässt sich planen, die richtige Ausrüstung kann man einpacken, man kann sich körperlich und mental vorbereiten. Aber wer weiß schon, wie sich das Wetter entwickelt, wie man mit den Begleitern auskommt, und wie man die Höhenluft verträgt.
In diesem Zusammenhang fällt mir der Begriff „fortune“ (frz.: Schicksal; Vermögen, Reichtum) ein, was man im Berufsleben immer wiedermal benötigt, um zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort zu sein oder dorthin zu gelangen.