In einer bei Harvard Business Manager veröffentlichten Umfrage gaben Führungskräfte an, 83 Prozent der Termine in ihren Kalendern seien verzichtbar. Sie sehen den „Meeting-Overload“ als den Produktivitätskiller im Büro schlechthin. Auch wenn das Problem allgemein erkannt ist, torpedieren endlose Vor- und Nach- sowie Team-, Abstimmungs-, Projekt- und Statusbesprechungen jedes Zeitmanagement.
In dem Beispiel können die Mitarbeitenden während des Meetings außerdem andere Aufgaben nicht erledigen, die einem fiktiven Nutzwert von 600 Euro entsprechen. So könnte einem Einkäufer durch die Besprechung die Zeit fehlen, ein Angebot eines alternativen Lieferanten einzuholen, das dem Unternehmen diesen Betrag eingespart hätte. Das imaginäre Meeting kostet also 1800 Euro. Der Rückschluss aber, dass diese Summe durch eine Streichung der fiktiven Besprechung eingespart werden könnte, sei „so naheliegend wie gefährlich“, warnt Finanzexperte Hierl. Denn nicht für jedes Meeting lassen sich Kosten und Nutzen zutreffend prognostizieren.
Es gibt Standardzeiten für Besprechungen, nicht länger als 30 oder 60 Minuten. Ein Konzern, der dafür bekannt ist, schon seit Jahren rigoros gegen unproduktive Meetings vorzugehen, ist Amazon. Hier gilt die „Zwei-Pizza-Regel“. Sie besagt, dass an einem Meeting nur so viele Mitarbeitende teilnehmen dürfen, dass sie von maximal zwei Pizzen satt werden. Bei einer Pizza in typischer „US-Größe“ ist also bei 8 Teilnehmern Schluss. Bei der Vorstellung von Projekten wird auf aufwändige Powerpointpräsentationen verzichtet.
Ideen oder Projekte werden als Memos oder sog. „Paper“ vorgestellt. Die Psychologin von Gilsa regt an, auch einmal Treffen im Stehen stattfinden zu lassen. Da die meisten Menschen nicht gerne lange stehen, ist man bemüht, ein Meeting schneller zu beenden.