Controller: Plädoyer für einen Berufsstand
Viele Unternehmen sehen sich derzeit mit unterschiedlichen Entwicklungen in ihren jeweiligen Märkten konfrontiert. Die Konsumgüterindustrie hat sich aktuell mit schwierigen Absatzmärkten in Europa zu beschäftigen. Der Einzelhandel befasst sich mit vielfältigen Strategien und in jedem Fall mit sinkender Flächenproduktivität.
Controller, so sie denn in einem Unternehmen vorhanden sind, machen solche Entwicklungen sichtbar. Kostenkontrolle und Erfolgstransparenz prägen dabei als klassische Aufgaben das Berufsbild des Controllers. Eine fundierte Kenntnis der Controlling-Instrumente ist für Bewerber unverzichtbar. Erfahrene Controller besitzen zudem gute Kenntnisse in bestimmten Märkten oder Branchen.
Da viele Produkte technologisch immer anspruchsvoller werden, ist es sehr nützlich, auch technische Zusammenhänge zu verstehen. Das Handelscontrolling weist im Vergleich zu anderen Wirtschaftszweigen einige Besonderheiten auf. Sie resultieren aus den Bedingungen, unter denen in einem Handelsunternehmen geplant, geführt, kontrolliert und organisiert wird:
Erstens sind die standortspezifischen Einflüsse zu berücksichtigen. Jeder Standort zeichnet sich durch eigene Strukturen und Verhaltensweisen der Marktpartner aus. Die Vielfalt der Einflüsse steigt, wenn Handelsunternehmen über mehrere Betriebe verfügen, wie beispielsweise Filialsysteme.
Zweitens muss jedes Handelsunternehmen einen hohen sortimentsspezifischen Informationsbedarf decken, und zwar sowohl im Einkauf wie auch im Verkauf. Die Anforderungen an das Handelsmanagement wachsen mit der Breite und Tiefe des Sortiments und mit der Anzahl der Vertriebslinien. Die Bandbreite reicht von Unternehmen mit einer Branche und einem Betriebstyp, wie z.B. Aldi als Lebensmitteldiscounter über Unternehmen mit einer Branche und mehreren Betriebstypen wie z.B. Electronic Partner (Elektrohandel, Fachgeschäfte, Fachmärkte) bis hin zu Unternehmen mit mehreren Branchen wie Rewe mit Rewe, Penny und toom Baumärkte, toom SB-Warenhäusern, etc.
Drittens hat das Handelsmanagement eine Vielfalt von Abstimmungsproblemen zu bewältigen, die in Bezug auf die verschiedenartigen Artikel, zwischen den verschiedenen Abteilungen innerhalb einer Betriebsstätte, der Zentrale und den Betriebsstätten auftreten. Ein Kernproblem ist dabei die Koordination zwischen Einkauf und Verkauf.
Im Bereich der Personalführung ist zudem auf die schwer steuerbare Verkaufsfunktion hinzuweisen. Die für den Erfolg des Handelsunternehmens relevante Interaktion zwischen dem einzelnen Verkäufer und dem Kunden ist schwierig zu kontrollieren und finden man häufig delegiert an mehr oder weniger fähige Führungskräfte – unterstützt von mehr oder weniger intelligenten Entlohnungssystemen.
Für die Zukunft sieht Controlling-Experte Prof. Dr. Gunther Friedl drei zentrale Themen: Erstens wird die Bedeutung automatisierter Informationssysteme für das Controlling massiv zunehmen. Die fundierte Kenntnis von IT-Systemen (Stichwort Business Intelligence – BI) ist für Controller wichtiger denn je. Zweitens zwingt der Wettbewerbsdruck Unternehmen, kontinuierlich an ihrer Effizienz zu arbeiten. Und drittens spielen Compliance-Themen künftig eine außerordentliche wichtige Rolle. Controller müssen die Compliance-Regelungen nicht nur kennen, sondern auch neue Informationssysteme entwickeln, mit denen deren Einhaltung sichergestellt und überprüft werden kann.
Richtig ist sicherlich, dass im Controlling Menschen arbeiten, die eine Affinität zu Zahlen haben und gut mit der IT umgehen können. Dafür hapert es oft an der Kommunikation mit anderen Abteilungen. Man hat in den Stabsstellen oft nicht die Kompetenz die eigenen Erkenntnisse zu vermitteln. Man braucht ein dickes Fell und muss mit Penetranz auf Gegenmaßnahmen dringen, wenn die Zahlen aus dem Ruder laufen. Damit der Controller einer Gestaltungs- und Beratungsfunktionen auch wirklich nachkommen kann, benötigt er zudem kommunikative und soziale Kompetenzen.